KI-gestützte Planung & Zukunft der Handwerker-Software 2025-2030

7. November 2025
Fachredaktion
5-9 Min. Lesezeit

Wie Künstliche Intelligenz die SHK-Branche verändert: KI-Kalkulation, automatische Planung, Predictive Maintenance und Zukunftstrends.

KI-gestützte Planung & die Zukunft der Handwerker-Software

Künstliche Intelligenz (KI) ist nicht mehr Science-Fiction – sie hält Einzug in Handwerkersoftware. Von intelligenter Angebotskalkulation über automatische Tourenplanung bis zur vorausschauenden Wartung: KI verspricht mehr Effizienz, weniger Fehler und bessere Entscheidungen. Dieser Artikel zeigt, wo KI im SHK-Bereich bereits heute funktioniert und was in den kommenden Jahren zu erwarten ist.

KI im Handwerk: Status Quo 2025

Was bereits funktioniert

1. Intelligente Kalkulation
Moderne Handwerker-Software nutzt KI, um Angebote präziser zu kalkulieren:

  • Preisvorschläge: Basierend auf ähnlichen Aufträgen der Vergangenheit
  • Material-Optimierung: KI schlägt günstigere Alternativartikel vor
  • Zeitabschätzung: Automatische Berechnung der voraussichtlichen Arbeitszeit

Beispiel: Hero Software testet aktuell eine KI-Funktion, die bei Heizungsmodernisierungen automatisch erkennt, welche Zusatzleistungen (hydraulischer Abgleich, Rohrsanierung) sinnvoll sind – basierend auf Gebäudealter und bisherigen Projekten.

2. Automatische Tourenplanung
KI-Algorithmen optimieren die Monteur-Einsatzplanung:

  • Berücksichtigung von Fahrzeiten, Verkehr, Prioritäten
  • Dynamische Anpassung bei Notfällen (Heizungsausfall)
  • Reduzierung von Leerfahrten um bis zu 25%

3. Chatbots & Spracherkennung
Erste Anbieter integrieren Sprachassistenten:

  • Monteur diktiert Servicebericht statt tippen
  • Chatbot beantwortet einfache Fragen ("Wann ist der nächste Termin?")
  • Automatische Übersetzung von Fachbegriffen für neue Mitarbeiter

4. Bilderkennung
KI analysiert Fotos von Heizungsanlagen:

  • Automatische Typerkennung (Hersteller, Modell, Baujahr)
  • Erkennung von Verschleißteilen
  • Vorschlag passender Ersatzteile

Zukunftstrends 2025-2030

Predictive Maintenance: Wartung bevor es kaputt geht

Vision: Heizungsanlagen melden selbst, wann Wartung fällig ist – noch bevor Probleme auftreten.

Technologie:

  • IoT-Sensoren in Heizungsanlagen erfassen Betriebsdaten
  • KI analysiert Muster und erkennt Anomalien
  • Automatische Wartungsauftrag-Erstellung bei Auffälligkeiten

Praxis-Beispiel (bereits 2025 verfügbar):

  • Viessmann ViCare App + Wartungssoftware-Integration
  • Heizung meldet: „Brenner zeigt erhöhte Abgastemperatur – Reinigung empfohlen"
  • Software schlägt automatisch Wartungstermin vor
  • Kunde erhält proaktive Information

Nutzen:

  • Weniger Notfalleinsätze (Heizungsausfälle vermeiden)
  • Planbare Wartungen statt reaktive Störungsbeseitigungen
  • Höhere Kundenzufriedenheit

Automatische Angebotserstellung

Vision: Kunde beschreibt sein Problem, KI erstellt automatisch ein Angebot.

Ablauf:

  1. Kunde füllt Online-Formular aus: "Gasheizung defekt, Baujahr 2005, 120 m²"
  2. KI analysiert: Alter, Größe, Region, Saison
  3. Automatische Kalkulation inkl. Material, Arbeitszeit, Entsorgung
  4. Angebot wird per E-Mail versendet (mit Freigabe-Option für Chef)

Realismus:
Einfache Standardfälle (Heizungstausch, Sanitär-Reparaturen) sind ab 2026/27 realistisch. Komplexe Projekte erfordern weiterhin menschliche Expertise.

KI-gestützte Planung & CAD

Entwicklung:

  • KI schlägt Rohrleitungsführung in 3D-CAD automatisch vor
  • Optimierung von Heizkreisen basierend auf Gebäudegeometrie
  • Automatische Materiallisten-Generierung aus CAD-Plänen

Anbieter:

  • Autodesk experimentiert mit KI in AutoCAD
  • SHK-spezifische CAD-Software (z.B. Solar-Computer) plant Integration ab 2026

Sprachgesteuerte Software

Vision: Monteur spricht mit der App statt zu tippen.

„Alexa, erstelle Servicebericht für Auftrag 12345. Heizung gewartet, Filter gewechselt, Druck nachgefüllt. Material: 2 Stück Filter Typ XY. Zeit: 45 Minuten."

Status:
Erste Prototypen existieren, aber Spracherkennung für Fachbegriffe ist noch fehleranfällig. Erwartung: Marktreife ab 2027.

KI in der Materialbeschaffung

Intelligente Bedarfsvorhersage

KI analysiert historische Daten und prognostiziert Materialbedarf:

  • „Im Januar steigen Heizungsausfälle um 40% – jetzt Ersatzteile bevorraten"
  • „Brennwertkessel Modell XY wird häufig gewechselt – Lagerbestand erhöhen"

Preis-Monitoring & Einkaufsoptimierung

KI überwacht Großhandelspreise in Echtzeit:

  • Warnung bei Preiserhöhungen
  • Vorschlag alternativer Lieferanten
  • Optimaler Bestellzeitpunkt (saisonal, Rabattaktionen)

Beispiel:
Software erkennt: „Gasbrennwertkessel bei Großhändler A gerade 8% günstiger als üblich – jetzt bestellen für geplante Projekte."

Risiken & Grenzen von KI

Datenschutz & DSGVO

KI braucht Daten – aber personenbezogene Daten sind geschützt:

  • Kundendaten dürfen nicht für KI-Training ohne Einwilligung genutzt werden
  • Cloud-KI: Wo werden Daten verarbeitet?
  • Transparenz: Wie kommt die KI zu ihren Empfehlungen?

Fehlende Transparenz („Black Box")

Problem: KI-Entscheidungen sind oft nicht nachvollziehbar.

  • Warum kalkuliert die KI 18 statt 16 Stunden für einen Auftrag?
  • Welche Faktoren fließen in die Prognose ein?

Lösung: „Explainable AI" – KI erklärt ihre Entscheidungen.

Abhängigkeit von Datenqualität

„Garbage in, garbage out" gilt auch für KI:

  • Schlechte historische Daten → schlechte Prognosen
  • Fehlende Nachkalkulationen → KI lernt nicht

Menschliche Expertise bleibt wichtig

KI kann unterstützen, aber nicht ersetzen:

  • Komplexe Sonderfälle erfordern Erfahrung
  • Kundenkommunikation braucht Empathie
  • Kreative Problemlösungen sind (noch) menschliche Domäne

Anbieter mit KI-Features (Stand 2025)

Anbieter KI-Feature Status
Hero Software Intelligente Preiskalkulation ✓ Verfügbar (Beta)
Streit V.1 Automatische Tourenplanung ✓ Verfügbar
TAIFUN Preis-Monitoring ○ Geplant 2025
Labelwin Bedarfsvorhersage − Nicht angekündigt
Start-ups Spracherkennung, Bilderkennung ○ Pilotprojekte

Was Betriebe jetzt tun sollten

1. Datenqualität verbessern

KI braucht gute Daten als Grundlage:

  • ✓ Nachkalkulationen konsequent durchführen
  • ✓ Serviceberichte vollständig ausfüllen
  • ✓ Material-Verbräuche korrekt erfassen

2. Offenheit für Neues

  • ✓ Pilotprojekte mit KI-Features ausprobieren
  • ✓ Feedback an Softwareanbieter geben
  • ✓ Schulungen zu neuen Technologien besuchen

3. Kritisch bleiben

  • ✓ KI-Vorschläge hinterfragen, nicht blind vertrauen
  • ✓ Datenschutz beachten
  • ✓ Kosten-Nutzen abwägen (KI-Features kosten oft Aufpreis)

Ausblick: Handwerker-Software 2030

Wahrscheinliche Entwicklungen:

Vollständige Cloud-Migration
On-Premise-Software wird zur Ausnahme. 90% der Betriebe nutzen Cloud-Lösungen.

KI als Standard
KI-Features sind in allen Softwarelösungen integriert, nicht mehr optional.

Augmented Reality (AR)
Monteure nutzen AR-Brillen zur Visualisierung von Rohrleitungen hinter Wänden.

Blockchain für Lieferketten
Nachverfolgbarkeit von Bauteilen und Zertifikaten via Blockchain.

Autonome Systeme
Heizungen bestellen selbst Ersatzteile, Termine werden automatisch gebucht.

Spekulative Entwicklungen:

  • Roboter-Assistenten für standardisierte Aufgaben (Rohrverlegen)
  • Drohnen zur Inspektion von Dach-Solaranlagen
  • Quantencomputer für komplexe Gebäude-Simulationen

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Wird KI Handwerker ersetzen?
Nein. KI unterstützt bei Verwaltung, Planung und Optimierung – die handwerkliche Ausführung bleibt menschlich. Der Beruf wird sich verändern, aber nicht verschwinden.

Brauche ich KI in meiner Software?
Für kleine Betriebe (< 5 Mitarbeiter) ist klassische Software meist ausreichend. Ab 10 Mitarbeitern können KI-Features merklich Zeit und Kosten sparen.

Ist KI sicher und DSGVO-konform?
Kommt auf den Anbieter an. Achten Sie auf Server in der EU, transparente Datennutzung und Auftragsverarbeitungsverträge.

Was kostet KI-Software extra?
KI-Features kosten bei manchen Anbietern 10-20% Aufpreis. Andere inkludieren sie ohne Mehrkosten.

Wie lerne ich, KI-Features zu nutzen?
Die meisten Anbieter bieten Webinare und Tutorials. Auch Handwerkskammern beginnen, Digitalisierungs-Schulungen mit KI-Fokus anzubieten.

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